PNP, 24.11.2015 (Link)

Traditionsbrauerei lagert Flaschenbiere zum großen Kollegen aus – Familienbetrieb bleibt aber weiterhin bestehen

Am Bier hängen viele Emotionen. Das sagt Traditionsbrauer Thomas Andorfer. Gestern gab er bekannt, dass das Andorfer Weißbier in Flaschen jetzt in der Löwenbrauerei hergestellt und abgefüllt wird. Auf der Ries wird nur noch das Fassbier für den eigenen Ausschank im Gasthaus produziert.

Gegärt hat die Idee schon mehrere Monate, jetzt ist das Produkt ausgereift, finden die Braumeister Thomas Andorfer und Markus Schröder, die gemeinsam viele Wochen lang herumprobiert haben. Schließlich musste man das bald 100 Jahre alte Andorfer-Rezept auf die Produktionsbedingungen und die modereren Maschinen der Löwenbrauerei übersetzen.

Kooperation, nicht Übernahme

Wichtig ist sowohl Andorfer als auch seinem Geschäftspartner Brauereivorstand Dr. Helmut Ring, dass es sich um ein Lohnbrauverfahren handelt “Wir haben Andorfer nicht geschluckt, wir kooperieren”, sagt Ring. Das bedeutet: Das Andorfer Flaschenweißbier wird zwar künftig bei der Löwenbrauerei hergestellt, die Brauerei Andorfer bleibt aber als eigenständiger Familienbetrieb bestehen. “Thomas Andorfer ist bei jedem Sud dabei, das Bier entsteht genau nach seinen Vorstellungen und Vorgaben”, erklärt Löwenbraumeister Markus Schröder, “man merkt immer noch, dass hinter diesem Bier die Person Thomas Andorfer steht.”

Der Grund für die Entscheidung war in erster Linie ein finanzieller, erklärt Andorfer. In den nächsten Jahren stehen in der Brauerei einige große Investitionen an, die sich auch in den nächsten Jahrzehnten nicht abzahlen würden. Weil er an seine Kinder zwar die Brauerei, aber keine horrenden Schulden vererben möchte, entschied er sich zur Zusammenarbeit mit der größeren Brauerei. “Die Alternative wäre es gewesen, aufzuhören”, sagt Andorfer. Da habe man sich allerdings dagegen entschieden.

Die Weißbierbrauerei auf der Ries ist seit dem Jahr 1919 in Familienbesitz. Hans Andorfer hat sie auf der Ries von Ignatz Urzinger gekauft, seitdem gehören die Brauerei und das beliebte Ausflugswirtshaus den Andorfers. Für die wurde es zunehmend schwieriger, den Betrieb rentabel und zeitgemäß aufrechtzuerhalten. “Neue Maschinen sind bei uns gar nicht drin”, erklärt Thomas Andorfer, “wenn es nötig war, haben wir bisher gebrauchte Geräte gekauft. Die sind dann auch 30 oder 40 Jahre alt.”

Sudhaus soll erneuert werden

Noch etwa zwei Jahre, schätzt Andorfer, werde er sein Sudhaus weiterbetreiben können, dann ist einfach Schluss, es ist zu alt: “Wahrscheinlich werden wir es dann ganz abreißen und in einer kleineren Größenordnung neu bauen.” Das sei letzten Endes günstiger als die alten Anlagen aufzurüsten. Zwei Drittel der Produktion machen die Flaschenbiere aus, daher werden nach der Auslagerung deutlich weniger Kapazitäten benötigt.

Als “Win-Win-Situation” bezeichnet den Deal auch die Löwenbrauerei. Vorstand Dr. Ring betonte: “Das bei uns gebraute Andorfer Bier hat im Geschmack gar nichts mit unserem Stockbauer-Weizen zu tun, und das soll auch so bleiben.” Kerngeschäft der Brauerei sei ohnehin das Helle. Dafür kommen aber mit den Andorfer Bieren auch Produkte dazu, die es vorher gar nicht gab bei der Löwenbrauerei: Weizenbock oder Weizendoppelbock zum Beispiel. “Diese Produkte können wir im Rahmen der gemeinsamen Vermarktung künftig unseren Kunden anbieten”, sagt Ring.

Bildunterschrift:
Ein Prosit auf gute Zusammenarbeit – natürlich mit einem Weißbier: (v.l.) Markus Schröder, Braumeister der Löwenbrauerei, Thomas Andorfer, Chef und Braumeister beim gleichnamigen Familienbetrieb und Dr. Helmut Ring, Vorstand der Löwenbrauerei